Wendische Fastnacht - Zapust
Die Fastnacht ist wohl das Fest in der Niederlausitz, das am ausgiebigsten gefeiert wird. Früher dauerten die Feierlichkeiten vielerorts über mehrere Tage. Als Abschluss der Spinte, vor der Frühjahrsaussaat holten die Jungen die Mädchen zum Zapust ab. Dieser besteht aus zwei Teilen: dem Zampern und dem Festumzug.
Das Zampern - Camprowanje
Die Wurzeln des Zamperns liegen in vorchristlicher Zeit. Mit magisch-kultischen Elementen wie Lärm, Maskerade, Rutenschlagen und Tanz sollten Dämonen und Gefahren vom Dorf abgewendet werden. Verschiedene Symbolfiguren waren früher in jedem Zamperzug vertreten: der Bär als Symbol für den abziehenden Winter, der Storch und der Schimmelreiter als Symbole für den Frühling, die Zweigesichtige Frau oder die Doppelfigur „Der Tote trägt den Lebenden“. Diese Zamperfiguren sollten die Kräfte der Natur beeinflussen. Heute haben sie ihre Bedeutung verloren und sind nur noch selten in den lustigen Zampergesellschaften zu finden. Stattdessen zieht die Heischegesellschaft in bunten Kostümen durch den Ort, von Hof zu Hof, um Speck, Eier und Geld zu sammeln. Zum Dank wird mit den Hausherren ein Schnäpschen, ein palenc, getrunken und ein Tänzchen gewagt. Die gesammelten Gaben werden später beim „Eieressen“ verspeist.
Der Fastnachtsumzug – Zapustowy pśeśěg
Der Festumzug zum Zapust entstand erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist heute der Höhepunkt der alljährlichen Fastnacht. In Werben wurde 2010 bereits die 170. Fastnacht gefeiert. Während die Jugendfastnacht bis heute fast ohne Unterbrechung gefeiert wurde, konnte die Männerfastnacht erst 1986 Dank dem Engagement einiger Frauen wieder ins Leben gerufen werden.
Die Mädchen des Dorfes tragen an diesem Tag die wendische Festtagstracht. Das Ankleiden wird bis heute zumeist von den älteren Frauen, den Ankleidefrauen, übernommen. Vollständig ist die Tracht erst mit der „Lapa“. Werben ist eines der wenigen Dörfer in der Niederlausitz, in denen die kunstvoll gebundene Haube noch alljährlich bei der Fastnacht zu sehen ist. Dass liegt sicher auch daran, dass es immer eine Frau gab, die die Kunstfertigkeit und Kenntnis besaß, die „Lapa“ zu binden. Bis in die 90er Jahre sind alle Frauen und Mädchen zu Frau Domaschenz nach Brahmow gefahren. „Da musste man lange sitzen, weil sie die Haube direkt auf dem Kopf gebunden hat“, erinnert sich Gemeindevertreterin Antje Hotzan. Heute bindet Johanna Sapjatzer die Hauben der Werbener Frauen.
Die Mädchen und Frauen stecken den Männern einen Strauß mit farbigen Bändchen als Erkennungsmerkmal an den Hut oder einen aus Papierblumen gefertigten Zapust-Strauß an das Revers.
In Werben ist es üblich, dass sich Jungen und Mädchen getrennt treffen; die Jungen im „Stern“, die Mädchen in der Gaststätte „Smalla“. Dann geht es zur Dorfaue zur Ansprache und zur Aufstellung. Denn nach altem Brauch gibt der Jugendchef erst hier die Zusammenstellung der unverheirateten Paare bekannt. Beim anschließenden Umzug wird verdienstvollen Einwohnern wie Pfarrer oder Bürgermeister, einen Ehrenbesuch abgestattet. Nach dem Ehrentänzchen halten diese oft eine Gabe für die Fastnachtskasse oder einen Imbiss bereit. Der Abend klingt beim Fastnachtstanz im Gasthaus aus. Es ist überliefert, dass zur Fastnacht fleißig getanzt werde, damit der Flachs gut gedeihe. Damit er möglichst lang werde, soll man hoch springen oder mit einem großen Jungen tanzen.
Der Zapust endet mit der Männerfastnacht. Der letzte Tanzabend ist den verheirateten Paaren vorbehalten.
* Quelle: „Bräuche der Sorben/Wenden in der Niederlausitz“, Herausgeber: Stiftung für das sorbische Volk.