Frühjahrsbräuche
Die meisten Bräuche der Sorben/Wenden ranken sich rund um das Osterfest. Während z. B. das Osterfeuer aus dem Jahreskalender nicht wegzudenken ist, gehören Traditionen wie das Ostersingen oder das Osterwasserholen leider der Vergangenheit an.
In Werben gibt es eine schöne Tradition. Zum Sonnenaufgang am Ostersonntag läuten die Kirchenglocken. Anschließend findet ein Turmblasen statt.
Sorbische Ostereier - jatšownych jajow
Sorbische Ostereier.
Eine Besonderheit sind die wunderschönen, verzierten Ostereier. Das Ei gilt seit altersher als Fruchtbarkeitssymbol. Deshalb ist der Brauch des Verschenkens von Eiern ein jahrhundertealter Frühlingsbrauch. Das Färben und das Aufbringen von Symbolen und Verzierungen dient nicht nur der Schönheit, sondern ist mit dem heidnischen Glauben verbunden und soll Wünsche übermitteln. Dreiecke um Kreise, so genannte Wolfszähne, symbolisieren Schutz vor dem Bösen. Die Strahlenbündel und Sonnensymbole stehen für die Quelle des Lichts, das alles Leben entstehen lässt. Das Sonnenrad oder die aufgehende Sonne sind solche Zeichen. Das Sonnenrad mit Wolfzähnen geschützt soll dem Beschenkten Lebensglück bringen und wird doppelt geschützt, durch den Kreis und die nach außen gerichteten Dreiecke.
Drei Dreiecke miteinander kombiniert stehen einmal als kirchliches Symbol für die Dreieinigkeit von Gottvater, Sohn und Heiligen Geist oder auch für die Einigkeit der Familie von Vater, Mutter und Kind. Auf den Eiern findet man auch Herzen, die natürlich auch im Sorbischen für die Liebe stehen. Bekommt man von der Freundin oder dem Freund ein Ei
mit Herzen und vielen zur Dreierpyramide zusammengesetzten Dre
iecken geschenkt, so kann man fast auf den Wunsch einer Heirat schließen. Am meisten verbreitet ist die Wachsreservetechnik Dabei werden mit Nadel und Federkiel Wachstupfen auf das Ei aufgetragen und dieses gefärbt. Wer möchte, wiederholt diese Prozedur auf den Farbschichten solange, bis ein ganz buntes sorbisches Ei gefertigt ist. Gebräuchlich sind weiterhin die Wachsbossier-, die Kratz- und die Ätztechnik. Die älteste Erwähnung von sorbischen Ostereiern stammt aus der Zeit um 1700.
Osterfeuer - jatšowny wogeń
Das Osterfeuer ist nicht nur in der Lausitz bekannt. Am Ostersamstag wird auch in Werben ein großes Feuer angezündet. Schon Tage vorher wird durch die Jugend Holz gesammelt, um einen möglichst großen Haufen zu errichten – am besten auf einem Hügel. Denn soweit der Schein des Feuers reichte, sollten die Felder fruchtbar sein. Der Osterfeuerplatz musste gut bewacht werden, denn immer wieder die Jungen aus Nachbarorten, den Holzstoß vorzeitig anzuzünden.
Ostersingen - jatšowne spiwanje
Bis in die 1950er Jahre war das Ostersingen der Mädchen ein weit verbreiteter Brauch in der Lausitz.
Osterwasser - jatšowna wóda
Der Brauch des Osterwasserholens ist verknüpft mit dem Glauben an Reinheit und Gesundheit. In der Osternacht vor Sonnenaufgang gingen die Mädchen zum Fließ, um das Wasser zu schöpfen, das Gesundheit, Schönheit und ewige Jugend versprach. Vereinzelt wurden auch das Vieh und Felder mit dem heilkräftigen Wasser besprengt.
Während ihres Weges zum Fließ und zurück durften die Mädchen weder sprechen noch lachen. Die Jungen spielten ihnen aber oft einen Streich und erschreckten die Mädchen, damit diese das Schweigeverbot brachen. Dann brachten sie nur noch „Plapperwasser“ mit nach Hause.
Patengeschenk - pósćonk
Überliefert ist, dass die Kinder am 1. oder 2. Osterfeiertag zu ihren Taufpaten in die umliegenden Dörfer gingen, um sich eine Ostersemmel nebst drei Ostereiern, einem Pfefferkuchen und einem kleinen Geschenk oder einem Geldstück zu holen.
Die Ostersemmel hat ganz verschiedene Formen. In einigen Spreewalddörfern wird sie aus drei Teigsträhnen geflochten und symbolisiert so die Heilige Dreifaltigkeit. Rund um Burg ähnelt sie einem Spreewaldkahn, symbolisiert aber ein Palmenblatt und ist 40 bis 50 Zentimeter lang. Oftmals hatten die Kinder früher mehrere Paten und bekamen so auch mehrere Ostersemmeln. Dann ließ man sie hart werden und bereitete eine Milchsuppe zu. Oder man stippte sie in gesüßten Kaffee oder Milch.
Das Patengeschenk.
Der Maibaum – Majski bom
Der Maibaum oder die Maizweige, die man sich in die gute Stube stellt, verkörpern den Wachstumsgeist, sollen Gesundheit und Fruchtbarkeit in das Dorf und in die Häuser bringen. Das frische
Grün symbolisiert die erneuernde Kraft.
Aufgestellt wird er in Werben am 1. Mai. An der Spitze eines meterlangen geschälten Stammes wird eine grüne Birke befestigt und daru
nter
ein Kranz mit bunten Bändern angebracht. Den Stamm zieren oftmals grüne Girlanden. Aufgestellt wird der Maibaum von den jungen Burschen des Ortes und von der Feuerwehr.
* Quelle: „Bräuche der Sorben/Wenden in der Niederlausitz“, Herausgeber: Stiftung für das sorbische Volk.